Abraham Léon geht in seinem 1942 fertiggestellten Buch von einem materialistischen Standpunkt an die jüdische Frage heran: Nicht die jüdische Religion und Kultur erklärt seiner Ansicht nach, weshalb sich die Juden als gesonderte gesellschaftliche Gruppe erhalten haben, sondern ihre Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser Rolle, wie sie sich über die Jahrhunderte hinweg verändert hat, spürt er in allen Einzelheiten nach und erklärt daraus sowohl den Fortbestand der jüdischen Religion als auch die Wurzeln des Antisemitismus, mit dem andere gesellschaftliche Gruppen wiederholt auf das Judentum reagiert haben.
Die Ursache des modernen Antisemitismus, der im Rassenwahn der Nazis seine extremste Form fand, entdeckt er im Niedergang der kapitalistischen Gesellschaft. Hatte der Kapitalismus in seiner Aufstiegsphase die Juden noch assimiliert und integriert, so erweist er sich dazu in seiner Zerfallsperiode nicht mehr in der Lage. Den aus ihren wirtschaftlichen Positionen im Feudalismus verdrängten Juden gelang es nicht, sich in die im Auflösungsprozess befindliche kapitalistische Wirtschaft zu integrieren. Überall entwickelt sich ein wütender Antisemitismus in den Mittelschichten, die an den kapitalistischen Widersprüchen zugrunde zu gehen drohen. Das Großkapital bedient sich dieses elementaren Antisemitismus des Kleinbürgertums, um die Massen um die Fahne des Rassismus zu mobilisieren. Die furchtbare Krise der kapitalistischen Ordnung im 20. Jahrhundert hat die Lage der Juden unerhört verschlechtert. Léon sieht die Alternative für die Juden nicht im Zionismus, sondern in der sozialistischen Perspektive, für die er bis zu seiner Ermordung in Auschwitz 1944 eintritt.
Erschienen 1995
205 Seiten
ISBN: 978-3-88634-064-4
E-Book-Formate: PDF, ePUB und MOBI
Die in diesem Buch enthaltenen Vorträge sind nicht nur eine tiefgreifende Analyse der reaktionären ideologischen und politischen Grundlagen des Zionismus. Sie sind auch ein eindringlicher Aufruf zu internationalen Aktionen der Arbeiterklasse zur Verteidigung des palästinensischen Volkes.
Obwohl über den Holocaust sehr viel gesagt und geschrieben wurde, bleibt er merkwürdig unverstanden. Im Kapitel Der Mythos vom »ganz gewöhnlichen Deutschen«: Eine Kritik von Daniel Goldhagens »Hitlers willige Vollstrecker« analysiert der Autor die historischen Wurzeln und politischen Ursachen des Holocaust.
Wie konnte es zu der Barbarei des Nationalsozialismus kommen und von wem hätte sie verhindert werden können? War der Aufstieg Hitlers unvermeidlich und welche Rolle spielten die Sozialdemokratie und die Kommunistische Partei? Die vorliegende Auswahl von Trotzkis Schriften über Deutschland gibt eine Antwort auf diese Fragen. Er schrieb die Briefe und Artikel 1933–1934, um in die aktuelle politische und gesellschaftliche Auseinandersetzung in Deutschland einzugreifen und die voraussehbare und von ihm vorausgesehene Katastrophe zu verhindern.
Der Aufstieg der AfD, die Neonazi-Ausschreitungen in Chemnitz und ihre Verteidigung durch Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen empören Millionen Menschen. Doch warum sind die Faschisten sieben Jahrzehnte nach dem Fall des Dritten Reiches wieder da? Ohne die scharfen Veränderungen in Politik, Staatsapparat und Geistesleben zu untersuchen, kann man das nicht verstehen.