Der Ursprung dieses Buchs liegt im Kampf des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI) gegen die Zurückweisung des Trotzkismus durch die britische Workers Revolutionary Party (WRP). Nach einer Spaltung der WRP im Oktober 1985 setzten zwei ihrer langjährigen Führer, Cliff Slaughter und Michael Banda, eine hysterische Kampagne gegen das Internationale Komitee in Gang und wiesen seine politische Autorität zurück. Als Rechtfertigung für ihr Verhalten versuchten sie zu beweisen, dass es keine Grundlage für den Anspruch des IKVI gebe, in der historischen Kontinuität von Leo Trotzkis Kampf für den Aufbau der Weltpartei der sozialistischen Revolution zu stehen.
Ihren Höhepunkt erreichte diese Kampagne am 8. Februar 1986, als die Banda-Slaughter-Fraktion die Londoner Polizei rief, um mit ihrer Hilfe alle Unterstützer des Internationalen Komitees innerhalb der Workers Revolutionary Party aus dem Achten Kongress der Partei auszusperren.
Zu diesem beispiellosen Vorgehen war sie durch das Dokument ermutigt worden, welches das Thema dieses Buchs ist: Bandas »27 Gründe, weshalb das Internationale Komitee sofort begraben und die Vierte Internationale aufgebaut werden muss«. Dieses Dokument erschien erstmals am 7. Februar 1986 als vierseitige Beilage der »Workers Press«, der Wochenzeitung der Workers Revolutionary Party.
Mittlerweile, beinahe zwei Jahre nach Veröffentlichung dieses erbärmlichen Artikels, erscheint es unglaublich, dass Bandas Hetzschrift von sogenannten Trotzkisten in aller Welt beinahe ausnahmslos als langersehnter, monumentaler Beitrag zu einer erneuten Untersuchung der Geschichte der Vierten Internationale gefeiert wurde. Der eine oder andere äußerte zwar geringfügige Vorbehalte gegenüber gewissen Formulierungen, aber keiner zweifelte daran, dass Banda, nach einem Ausspruch Slaughters, die historische Glaubwürdigkeit des Internationalen Komitees zerschmettert habe.
Nur das Internationale Komitee erklärte schon nach dem ersten Lesen von Bandas Dokument, dass es das Werk eines Mannes war, der vollständig mit dem Marxismus gebrochen hatte und dabei war, sich in einen offenen politischen Agenten des Weltimperialismus und seiner stalinistischen Lakaien zu verwandeln. Diese Einschätzung sollte sich bald bestätigen. Wenige Monate später hatte Banda die Workers Revolutionary Party verlassen und sich zum Bewunderer Josef Stalins und Anhänger der Sowjetbürokratie erklärt.
Als ich mich an die Aufgabe machte, Bandas Angriff zu beantworten, hatte ich nicht vorhergesehen, dass dies zu einem Buch von dieser Länge führen würde. Aber es stellte sich bald heraus, dass die Widerlegung von Bandas Lügen und Verdrehungen zu einem gewissen Grade eine positive Darstellung der Geschichte der Vierten Internationale seit der Ermordung Trotzkis im Jahr 1940 erforderte. Daraus ergab sich eine erneute Untersuchung der historischen Bedeutung des langen und schwierigen Kampfs, den das Internationale Komitee gegen die diversen kleinbürgerlichen Revisionen des Trotzkismus, die mit dem Namen Michel Pablos verbunden werden, geführt hat. Diese erneute Untersuchung der Geschichte des Internationalen Komitees ist für die Entwicklung der revolutionären Arbeiterbewegung derart wichtig, dass sie die Ausführlichkeit der vorliegenden Behandlung von Bandas Dokument mehr als rechtfertigt.
Da Banda James P. Cannon, den Gründer der Socialist Workers Party (SWP), mit besonders viel Schmutz bewirft, nutzte ich die Gelegenheit, die bedeutende Rolle dieses Pioniers des Trotzkismus in der Entwicklung der Vierten Internationale abermals zu würdigen. Zwar gehöre ich einer politischen Tendenz in den USA an, der Workers League, deren Entstehung auf einen Kampf gegen Cannons spätere Degeneration in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren zurückgeht – als er und die SWP vor dem Pablismus kapitulierten. Aber es kann keinen Zweifel geben, dass James P. Cannons unersetzliche Beiträge zum Trotzkismus ein integraler Bestandteil des Erbes sind, das das Internationale Komitee verteidigt.
Die vorliegende Antwort auf Banda erschien ursprünglich von April 1986 bis Februar 1987 in Form einer 35-teiligen Artikelserie in der Zeitung »Bulletin«, dem politischen Organ der Workers League. Als die letzten Teile der Serie erschienen, hatten sich die Voraussagen über Bandas zukünftige Entwicklung, die ich im ersten Artikel getroffen hatte, bereits vollständig verwirklicht. Aus diesem Grund endete die Serie mit der Analyse eines zweiten Dokuments von Banda, in dem er den Trotzkismus restlos verwarf und seinen Übertritt zum Stalinismus bekanntgab.
Als ich die Veröffentlichung meiner Antwort auf Banda in Buchform vorbereitete, kam ich zu dem Schluss, die Originalartikel bis auf notwendige redaktionelle Änderungen am besten so zu belassen, wie sie für das »Bulletin« geschrieben worden waren. »Das Erbe, das wir verteidigen« wurde als Polemik verfasst, und eine vollständige Umarbeitung im Lichte von Bandas folgender Entwicklung hätte bedeutet, entweder sehr große redaktionelle Änderungen vorzunehmen oder sogar ein ganz neues Buch zu schreiben. Angesichts der Tatsache, dass sich die Voraussagen über Bandas Entwicklung als richtig erwiesen hatten, war eine solche Arbeit nicht unbedingt notwendig.
Während ich dieses Vorwort schrieb, erhielt ich noch ein neues Dokument, aus dem klar hervorgeht, dass Bandas politische Evolution inzwischen einen eindeutig krankhaften Charakter angenommen hat. Dieser Mann, der beinahe 40 Jahre seines Lebens als Gegner der Sowjetbürokratie in der Vierten Internationale verbracht hat, schreibt jetzt voller Bewunderung über »Stalins unbeugsamen Willen und unerbittliche Führung« und erklärt, der Trotzkismus habe sich »durch die Dialektik der Geschichte in eine ideologische Waffe des Weltimperialismus gegen die UdSSR verwandelt«.
Bandas letzte Schmähschrift gegen den Trotzkismus enthält eine ausdrückliche Zurückweisung der revolutionären Rolle des Proletariats und eine Ablehnung des revolutionären Kampfs gegen die nationale Bourgeoisie in den halbkolonialen und zurückgebliebenen Ländern. Im Rahmen seiner Verteidigung der nationalen Bourgeoisie erklärt Banda darüber hinaus seine Unterstützung für das indo-sri-lankische Abkommen, auf dessen Grundlage die indische Armee Tausende von Tamilen brutal ermordet. Bandas Entwicklung ist ein Beweis für den organischen Zusammenhang zwischen Antitrotzkismus und den tiefsten Bedürfnissen des Weltimperialismus.
Bei der Erarbeitung und Niederschrift dieses Buchs zog ich unermesslichen Nutzen aus zahlreichen Diskussionen mit einem der brillantesten und unversöhnlichsten Trotzkisten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – Keerthi Balasuriya, einer der Führer des Internationalen Komitees der Vierten Internationale und Generalsekretär der Revolutionary Communist League in Sri Lanka. Schon 1971, als Banda noch behauptete, die Theorie der permanenten Revolution zu verteidigen, hatte Genosse Balasuriya Bandas politische Instabilität aufgespürt und seine Abweichung von trotzkistischen Prinzipien einer ebenso scharfen wie prophetischen Kritik unterworfen.
Als furchtloser Gegner des Opportunismus spielte Genosse Balasuriya im Kampf zur Verteidigung des Internationalen Komitees gegen die Angriffe der Workers Revolutionary Party eine entscheidende Rolle. Er stärkte diesen Kampf durch sein umfassendes, tiefgehendes Wissen über die Geschichte der Vierten Internationale und sein scharfes Verständnis über die Implikationen des jahrzehntelangen Kampfs gegen den pablistischen Revisionismus. Nach der Spaltung mit der WRP schrieb Genosse Balasuriya eine Reihe bedeutender Dokumente, in denen er den Verrat ihrer Führer am Marxismus entlarvte.
Am Morgen des 18. Dezember 1987, als er an seinem Schreibtisch im Büro der Revolutionary Communist League in Colombo saß und arbeitete, erlitt Genosse Keerthi einen plötzlichen und heftigen Herzinfarkt, an dem er innerhalb weniger Minuten starb. Erst knapp sechs Wochen zuvor war er 39 Jahre alt geworden. In großem Respekt widme ich diesen Band diesem großen revolutionären Theoretiker und proletarischen Internationalisten.
David North
Detroit, Michigan
5. Januar 1988