Trotzki schrieb bereits vor langer Zeit, dass sich kleinbürgerliche Renegaten vom Marxismus durch Verachtung für die Traditionen ihrer Bewegung auszeichnen. Demgemäß schreckt Banda nicht davor zurück, das Andenken der zahllosen trotzkistischen Märtyrer zu verhöhnen, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten, weil sie im Untergrund gegen den Faschismus kämpften.
Bandas politischer Zynismus gegenüber allen Prinzipienfragen zeigt sich in seinem absurden Vorwurf, dass die europäischen Trotzkisten »sich nicht an der Résistance beteiligten und nur eine geringe oder gar keine Rolle spielten, wenn es darum ging, für eine revolutionäre defätistische Linie zu kämpfen«.
Offenbar ist Banda entfallen, dass die Trotzkisten das Programm des revolutionären Defätismus in den von den Nazis besetzten westeuropäischen Ländern nur aufrechterhalten konnten, indem sie unerschrocken gegen die Politik der offiziellen Widerstandsbewegungen ankämpften. Die Stalinisten und ihre bürgerlichen Verbündeten in der Führung dieser Bewegungen setzten auf Klassenzusammenarbeit in einer Volksfront und verteidigten den amerikanischen und britischen Imperialismus. Darüber hinaus musste die Vierte Internationale, wie wir später zeigen werden, einen erbitterten Kampf gegen revisionistische Elemente in den eigenen Reihen führen, die die Volksfrontpolitik in den Widerstandsbewegungen mit der Begründung unterstützten, die einzig historisch brauchbare Grundlage für den Kampf gegen die Nazis sei eine klassenübergreifende »nationale Befreiung« und nicht der Kampf gegen den Kapitalismus und für Arbeitermacht und Sozialismus.
Bereits nach dem Krieg erhob der äußerste rechte Flügel in der Weltbewegung ein lautes Geschrei über die angebliche Enthaltsamkeit der Vierten Internationale in den Widerstandsbewegungen. Angeführt wurde diese Kampagne von Felix Morrow und Albert Goldman, die genau wie Shachtmans Gruppe letztlich vor der imperialistischen Demokratie kapitulierten und zu Antikommunisten wurden.
Der Vorwurf an die Trotzkisten, dass sie »nur eine geringe oder gar keine Rolle spielten, wenn es darum ging, für eine revolutionäre defätistische Linie zu kämpfen«, ist politisch absurd. Außer der Vierten Internationale gab es keine andere Tendenz in der Arbeiterbewegung, die sich gegen den imperialistischen Krieg stellte! Die Trotzkisten wurden gerade deshalb von einer »Volksfront« aus Faschisten, »demokratischen« Imperialisten und Stalinisten gejagt und verfolgt, weil sie das Banner des revolutionären Defätismus und proletarischen Internationalismus hochhielten.
Der Zweite Weltkrieg war eine Prüfung für den Kader, den Trotzki in den vorangegangenen zehn Jahren aufgebaut und erzogen hatte. In einem erbarmungslosen Kampf auf Leben und Tod, der oft tragische Einzelschicksale bedeutete, bewiesen die Trotzkisten erneut, dass sie gegen den Strom schwimmen konnten. In Europa, im Nahen Osten, in Südamerika und in den asiatischen Ländern verteidigten die Kader der Vierten Internationale das Programm der sozialistischen Weltrevolution.
Wir wollen einen kurzen Blick auf den revolutionären Kampf werfen, den der Renegat Banda so geringschätzig verhöhnt.
Die französischen Trotzkisten Marc Bourhis und Pierre Gueguen wurden am 22. Oktober 1941 von den Nazis hingerichtet. Ihr Genosse Jules Joffre wurde 1942 erschossen. Im Oktober 1943 wurde der Sekretär der französischen Sektion, Marcel Hic, von der Gestapo verhaftet. Er wurde erst nach Buchenwald, dann nach Dora deportiert und dort ermordet. Dutzende weiterer französischer Trotzkisten wurden verhaftet und ließen ihr Leben in den Todeslagern der Nazis. Trotz der Verfolgung veröffentlichte die trotzkistische PCI ab August 1940 im Untergrund 73 Nummern ihrer Zeitung »La Vérité« mit einer Auflage von je 15 000.
Nachdem die Vierte Internationale 1943 das Europäische Sekretariat gebildet hatte, übernahmen die französischen Genossen die Verantwortung für die Herausgabe eines theoretischen Organs, »Quatrième Internationale«. Außerdem veröffentlichten die Trotzkisten eine deutschsprachige Zeitung, »Arbeiter und Soldat«, die sie unter deutschen Soldaten aus der Arbeiterklasse verbreiteten. Diesen heroischen Kampf für den revolutionären Internationalismus bezahlten mehrere deutsche und französische Genossen mit dem Leben, darunter eine Reihe Soldaten, die für den Marxismus gewonnen worden waren.
Der Herausgeber von »Arbeiter und Soldat«, Paul Widelin, wurde im Frühjahr 1944 von der Gestapo in Paris verhaftet. Er wurde sofort im Bois de Vincennes vor ein Hinrichtungskommando gestellt. Aber er überlebte. Ein Passant brachte ihn in ein Krankenhaus. Es gelang Widelin, die Trotzkisten im Untergrund zu benachrichtigen, die einen Plan für seine Rettung erarbeiteten. Aber bevor sie bei ihm waren, wurde Widelin von einem Mitarbeiter des Krankenhauses verraten. Die Gestapo holte ihn und sorgte diesmal dafür, dass er wirklich tot war.
In Holland wurden neun Mitglieder der Revolutionär-Sozialistischen Arbeiterpartei (RSAP), einer Partei, die mit dem Trotzkismus in Verbindung gestanden hatte, nach einem öffentlichen Prozess vor einem Nazi-Gericht hingerichtet. Einer von ihnen, Henk Sneevliet, sang die Internationale, als er vor dem Exekutionskommando stand.
In Belgien wurde 1941 der Führer der trotzkistischen Bewegung, Leon Lesoil, verhaftet und ermordet. Unter seinen Genossen, die von Nazi-Kommandos erschossen wurden, befanden sich Renery, Van Belle und Lemmens. A. Leon, ein brillanter junger Trotzkist, der die ausgezeichnete Studie »Die jüdische Frage« geschrieben hatte, wurde 1944 verhaftet und in Auschwitz ermordet. Trotz dieser blutigen Unterdrückung gaben die belgischen Genossen eine französischsprachige Zeitung, »Lenins Stimme«, mit einer Auflage von 10 000 und eine Zeitung in flämischer Sprache, »Der Klassenkampf«, mit einer Auflage von 7 000 heraus.
In Griechenland wurde Pantelis Pouliopoulis, Führer der trotzkistischen »Archeo-Marxisten«, mit 17 weiteren Genossen im Juni 1943 hingerichtet. Pouliopoulis sprach die Soldaten des Erschießungskommandos auf dem Weg zum Hinrichtungsort in ihrer Muttersprache an und rief eine Meuterei hervor. Als die Soldaten sich weigerten, ihren blutigen Befehl zu erfüllen, mussten die Nazi-Offiziere die Hinrichtungen persönlich durchführen.
Blasco, ein italienischer Trotzkist, wurde von den Stalinisten ermordet. Ein Augenzeugenbericht, der am 30. September 1944 in »The Militant« veröffentlicht wurde, schilderte die Arbeit der Trotzkisten in Italien:
Die Trotzkisten in Italien sind vorwiegend Arbeiter, die meist schon in Mussolinis Gefängnissen gesessen haben und im harten Untergrundkampf gegen den Faschismus bewährt und gestählt sind. Ich unterhielt mich mit einem trotzkistischen Arbeiter aus Rom, einem gestandenen revolutionären Kämpfer. Von ihm erfuhr ich, dass es in Rom und auch Mailand große trotzkistische Gruppen gibt.
Dieser Arbeiter war erstmals in Mussolinis Gefängnissen Trotzkisten begegnet, wo er acht Jahre verbrachte. Die Gefängnisse waren richtiggehende Universitäten für die Ausbildung von Revolutionären. Sie hatten im Gefängnis eine trotzkistische Gruppe gebildet. Von Mailänder Revolutionären in demselben Gefängnis hatte er erfahren, dass es in den Industrievierteln von Mailand »Hunderte« Trotzkisten gab.
1944, als Frankreich noch von den Nazis besetzt war, organisierten die europäischen Sektionen der Vierten Internationale eine sechstägige Konferenz. Es gelang ihnen, der Gestapo zu entgehen. Sie verabschiedeten eine Erklärung, in der sie die historische Bedeutung der Konferenz treffend zusammenfassten:
In einem Europa, das getränkt ist vom Blut des seit über vier Jahre dauernden totalen Kriegs, das unter dem abscheulichen Joch des Imperialismus zerschlagen ist, dessen Gefängnisse und Konzentrationslager von den Opfern der brutalen, systematischen Unterdrückung überquellen, war unsere Organisation in der Lage, ihre europäische Tagung abzuhalten und die politische Linie ihres Kampfs zu erarbeiten und festzulegen. Diese Tatsache allein ist der sicherste Beweis für ihre Lebenskraft, ihre internationalistische Gesinnung und die revolutionäre Leidenschaft, die sie erfüllt.[1]
Auf dieser bemerkenswerten Versammlung diskutierten die Trotzkisten über ihre Stellung zu den großen Widerstandsbewegungen. Die Delegierten wandten sich gegen den reaktionären Chauvinismus, der von den Stalinisten und dem anglo-amerikanischen Imperialismus angefacht wurde, anerkannten aber die Notwendigkeit, in die Massen einzudringen, die in den Kampf gegen den Faschismus gezogen wurden. Von entscheidender Bedeutung war dabei der Kampf für die Perspektive der sozialistischen Revolution und gegen alle von den Stalinisten unterstützten Bestrebungen, in den besetzten Ländern nach der Niederlage der Nazis wieder einen bürgerlichen Staat aufzubauen.
In einem Dokument mit dem Titel »Die Beendigung des zweiten imperialistischen Kriegs und der revolutionäre Aufstand« erklärte die Konferenz:
Das Proletariat muss jedes Bündnis mit seiner eigenen Bourgeoisie ablehnen, aber es darf dem Kampf der Massen gegen die Unterdrückung durch den deutschen Imperialismus nicht gleichgültig gegenüberstehen. Das Proletariat unterstützt diesen Kampf, um ihn voranzutreiben und in einen umfassenden Kampf gegen den Kapitalismus zu verwandeln. Das heißt, dass wir mit all unseren Kräften gegen die Versuche der Agenten der nationalen Bourgeoisie kämpfen, die Massen unter ihre Kontrolle zu bekommen und zu benutzen, um die kapitalistische Armee und den kapitalistischen Staat wiederaufzubauen. Man muss im Gegenteil alles daransetzen, die Keimformen der Arbeitermacht (Milizen, Komitees usw.) zu entwickeln, und gleichzeitig einen energischen Kampf gegen alle Formen des Nationalismus führen.[2]
Besonderes Gewicht legte das Dokument auf die Notwendigkeit, Einfluss in den Massenwiderstandsbewegungen zu gewinnen. Die Vierte Internationale müsse »den Kampfeswillen der Massen in Betracht ziehen und trotz der Gefahren, die sich aus den nationalen Formen dieses Kampfs ergeben, versuchen, ihn auf Klassenziele auszurichten«.[3]
Um dieses Ziel zu erreichen, rief das Dokument die trotzkistischen Kader auf, »diese Propaganda in die Reihen der Widerstandskämpfer zu tragen, um die darin vorhandenen, noch unentwickelten revolutionären Kräfte auf einer politischen und organisatorischen Klassengrundlage neu zu gruppieren«.[4]
Trotzkisten, die in den großen Widerstandsbewegungen kämpften, mussten nicht nur mit einer Verhaftung durch die Gestapo rechnen. Sie mussten sich auch vor den Stalinisten in Acht nehmen, die keine Gewissensbisse empfanden, gemeinsam mit den Nazis gegen die Vierte Internationale vorzugehen – genau wie die Kommunistische Partei der USA gemeinsame Sache mit dem FBI gegen die Socialist Workers Party machte.
Banda »vergisst« wohlweislich den Kampf der Trotzkisten in Europa. Und was die Arbeit der Vierten Internationale in Großbritannien angeht, so scheint ihn sein Gedächtnis völlig im Stich zu lassen. Das Einzige, woran er sich erinnert, ist ein politischer Irrtum Healys in Bezug auf die Independent Labour Party. Dieser Vorwurf – dass Healy vorübergehend erwog, sich dieser zentristischen Organisation anzuschließen – ändert, ob er zutrifft oder nicht, überhaupt nichts am Verhalten der Vierten Internationale während des Zweiten Weltkriegs.
Banda verschweigt, dass die britische Sektion, die Revolutionary Communist Party (RCP), fast unmittelbar nach ihrer Neugründung von der Kriegs-Regierungskoalition unter Winston Churchill angegriffen wurde. Die RCP war nach langer Verzögerung durch die Vereinigung der Workers International League und der Revolutionary Socialist League entstanden. Healy hatte dabei nach anfänglichen Fehlern eine wichtige Rolle gespielt.
Auf der Vereinigungskonferenz im März 1944 verabschiedeten die 69 Delegierten eine Resolution über »proletarische Militärpolitik«, in der es hieß:
Im Zeitraum von nur einer Generation hat der Kapitalismus die Menschheit in zwei Weltkriege gestürzt. Der Krieg, der nun bereits seit vier Jahren tobt, ist ein unausweichliches Ergebnis der Krise der kapitalistischen Produktionsmethoden, wie es die revolutionären Marxisten lange vorausgesagt hatten. Er ist ein Beweis dafür, dass der Kapitalismus der Menschheit keinen Ausweg aus ihrer Sackgasse bieten kann … Revolutionäre Sozialisten haben die Pflicht, geduldig über die imperialistische Politik der herrschenden Klasse aufzuklären und ihre falschen und verlogenen Parolen vom »Krieg gegen den Faschismus« und »Krieg für die Demokratie« zu entlarven.[5]
Auf die wachsende Radikalisierung der britischen Arbeiterklasse und die aktive Rolle der RCP in einer Welle von Streiks reagierte Churchill, indem er Anfang April 1944 vier Führer der trotzkistischen Partei verhaften ließ: Jock Haston, Generalsekretär der RCP, Roy Tearse, Heaton Lee und Ann Keen. Ihnen wurde zur Last gelegt, Streiks in Tyneside, die aufgrund des Arbeitskampf- und Gewerkschafts-Gesetzes von 1927 für illegal erklärt worden waren, »vorangetrieben, unterstützt und gutgeheißen« zu haben. Die RCP-Führer waren die ersten Vertreter der britischen Arbeiterklasse, die wegen dieses berüchtigten Gesetzes, das nach der Niederlage des Generalstreiks von 1926 verabschiedet worden war, vor Gericht gezerrt und verurteilt wurden.
Lee und Tearse wurden zu 12 Monaten, Haston zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafen wären wesentlich länger ausgefallen, wenn es in der Arbeiterbewegung nicht stürmische Proteste gegeben hätte.
Überall, wo die Vierte Internationale über Kader verfügte, kämpfte sie für ihr revolutionäres Programm. In Ägypten verbot die Marionettenregierung von König Faruq die trotzkistische Zeitung »Al-Majalla Al-Jadida«. In Palästina gaben die Trotzkisten Zeitungen in Hebräisch, Arabisch und Englisch heraus, in denen sie sich vehement gegen die Gründung eines zionistischen Staats wandten und für die Einheit der arabischen und jüdischen Arbeiter im Kampf gegen den britischen Imperialismus eintraten.
In Uruguay verlangte die Regierung unter Berufung auf die Urteile gegen die Trotzkisten in Großbritannien die Verfolgung der aktiven Kämpfer der Vierten Internationale in Montevideo. Der Innenminister hielt eine hysterische Rede in der Abgeordnetenkammer, schwenkte die Zeitung des Revolutionären Arbeiterbundes, »Contra la Corriente« (»Gegen den Strom«), und schrie: »Diese Leute befinden sich jetzt unter uns. Sie behaupten, der Krieg sei imperialistisch, die Arbeiterklasse solle nicht auf Wahlen vertrauen. Sie ziehen den Parlamentarismus durch den Dreck. Sie treten nicht für den Sieg der Gerechtigkeit ein, sondern wollen unsere Gesellschaft durch die direkte revolutionäre Aktion ins Verderben stürzen.«[6]
Der Revolutionäre Arbeiterbund bekannte sich zu dem Vorwurf, die Trotzkisten seien gegen den Krieg, »schuldig« und erklärte in einem offenen Brief:
Wir nennen diesen Krieg imperialistisch – wie der Innenminister sagt –, weil alle daran beteiligten Länder außer der Sowjetunion imperialistische Interessen verfolgen. Nur wenn das Volk selbst die Kriegsführung in seine Hände nimmt, wird er zu einem Krieg für wirkliche Demokratie. Treten wir mit dieser Politik etwa für einen Sieg Hitlers ein? Wir fordern jeden heraus, uns nachzuweisen, dass wir auch nur ein einziges Mal die Entstehung des Nazismus unterstützt hätten. Niemand wünscht Hitlers Niederlage sehnlicher als wir. Seit 1930 hat allein der Trotzkismus vor der Nazi-Gefahr gewarnt, während die britischen und die Yankee-Kapitalisten die wirtschaftliche Entwicklung des Nazismus förderten.[7]
Dieser offene Brief fand weite Verbreitung und wurde überall in der Arbeiterbewegung von Uruguay diskutiert.
In einer ernsthaften Darstellung der Vierten Internationale während des Zweiten Weltkriegs darf die heroische und beeindruckende Arbeit der Trotzkisten in Ceylon und Indien nicht fehlen. Ihr unermüdlicher Kampf gegen den britischen Imperialismus ist ein klassisches Beispiel für praktizierten revolutionären Defätismus.
Die Lanka Sama Samaja Party (LSSP) wurde im Dezember 1935 von einer Gruppe von 50 Arbeitern und Studenten gegründet. Ceylon war damals noch britische Kolonie. Innerhalb kurzer Zeit gewann die LSSP eine Anhängerschaft von fast sieben Millionen Arbeitern und Bauern. Sie organisierte die Gewerkschaften der Bahnarbeiter, Hilfsarbeiter und Plantagenarbeiter. Die LSSP arbeitete auch unter den ärmsten Schichten der Bauern. Neben dieser Massenarbeit beteiligte sie sich an den Wahlen und gewann gleich in ihrer ersten Wahlkampagne für N. M. Perera und D. P. R. Gunawardena Sitze im ceylonesischen State Council (Nationalrat). 1942 schloss sich die LSSP der Vierten Internationale an.
Nach Ausbruch des Kriegs zwischen dem deutschen, dem britischen und dem französischen Imperialismus im September 1939 wurden Perera und Gunawardena verhaftet, obwohl ihnen als Parlamentsangehörigen Immunität zustand. Auch zwei weitere LSSP-Führer, Colvin de Silva und Edmund Samarakkody, wurden inhaftiert. Die Druckmaschinen der Partei wurden beschlagnahmt und ihre Zeitungen und Schriften eingezogen. Bewaffnete Einheiten des Plantagenbesitzerverbandes von Ceylon eröffneten eine Terrorkampagne gegen die Partei. Dieser verbrecherischen Verfolgung der LSSP durch den britischen Imperialismus folgte am 13. März 1942 das offizielle Verbot der Partei durch den britischen Generalgouverneur Sir Andrew Caldecott.
Inmitten dieser brutalen Verfolgung trafen sich die LSSP, der Revolutionäre Sozialistische Bund von Bengalen und die Bolschewistisch-Leninistische Partei der Vereinten Provinzen und von Bihar im März 1941 zu einer gemeinsamen Konferenz. Sie legten ein revolutionäres Programm für Indien zur Diskussion vor. Danach wählten sie im November 1941 ein Provisorisches Komitee, das die Führung der gesamten Bewegung übernahm. Im Mai 1942 wurde der Programmentwurf nach einer ausführlichen Diskussion verabschiedet und offiziell eine gesamtindische Partei gegründet.
Im April 1942, mitten in den Vorbereitungen für die Gründung der gesamtindischen Partei und zeitgleich mit einem großen Aufschwung des Massenkampfs gegen den britischen Imperialismus gelang Perera und Gunawardena eine waghalsige Flucht aus dem Konzentrationslager, in dem sie festgehalten worden waren. Ein Gefängniswärter, den sie vom Trotzkismus überzeugt hatten, half ihnen, indem er nach und nach elegante Kleidungsstücke zu den Gefangenen schmuggelte und die notwendigen Schlüssel besorgte. Als sich eine günstige Gelegenheit ergab, verkleideten sich Perera, Gunawardena, Samarakkody und de Silva als hochrangige Besucher und verließen in würdevoller Haltung und gemessenen Schrittes das Gefängnis. Um die Demütigung des britischen Imperialismus vollkommen zu machen, warfen die Flüchtlinge die Schlüssel über die Mauer zurück, sobald sie draußen angelangt waren.
Die britischen Behörden waren fassungslos über die Flucht ihrer gefürchtetsten Gegner, setzten eine Prämie auf ihren Kopf aus und durchsuchten das ganze Land nach ihnen. Am 15. Juli 1943 wurden Perera und Gunawardena gefasst. Ein stalinistischer Agent namens Kulkarni, der in die trotzkistische Bewegung in Bombay eingedrungen war, hatte sie verraten. Genau wie in den USA, in Lateinamerika und in Europa arbeiteten die Stalinisten unmittelbar mit den imperialistischen Regierungen zusammen, um die trotzkistische Bewegung zu verfolgen und zu unterdrücken.
Die ceylonesischen Führer saßen fünf Monate lang in indischen Gefängnissen, bevor sie nach Ceylon und vor Gericht gebracht wurden. Am 8. Februar 1944 gaben Perera und Gunawardena vor einem imperialistischen Gericht in Kandy eine Erklärung ab, in der sie Perspektiven und Programm des Trotzkismus verteidigten:
Weshalb sind wir verhaftet worden? Ich spreche Sir Andrew Caldecott, Agent der britischen Nationalbank und Instrument der britischen herrschenden Klasse, das Recht ab, meine Verhaftung zu befehlen. Welches Recht hat die britische herrschende Klasse, unsere Insel zu beherrschen, außer ihrer überlegenen Stärke? Das Recht der Briten, unser Volk zu beherrschen, ist nicht mehr wert als das Recht der Nazis, über die Völker von Dänemark und Norwegen zu bestimmen, oder das Recht der japanischen Imperialisten, Formosa und Java zu beherrschen. Keinen Deut mehr. Die britische herrschende Klasse überfiel unser Land als Pirat und ist als Plünderer hiergeblieben. Das britische Empire wurde aufgebaut durch Meineid bei Tag und Urkundenfälschung bei Nacht.
Seit ich 1932 auf diese Insel zurückgekehrt bin, haben meine Mitstreiter mit unermüdlichem Eifer die Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus unter der kleinbürgerlichen Intelligenz und den fortgeschrittenen Schichten der Arbeiterklasse verbreitet. Die spontane Arbeiterbewegung, die in den zwanziger Jahren so viel Kraft und Militanz an den Tag gelegt hatte, mündete Anfang der dreißiger Jahre in die stillen Wasser der Gewerkschaftspolitik. Nach drei Jahren Propagandaarbeit für den Marxismus war unsere von den Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus erfüllte Kerntruppe groß genug geworden, um im Dezember 1935 die Lanka Sama Samaja Party zu gründen. Das Volk unseres Landes kennt die Geschichte der Partei. Ich will nur sagen, dass sie vom ersten Moment ihres Bestehens an bei jedem Kampf gegen den Imperialismus und gegen die Kapitalistenklasse in diesem Land an der Spitze marschierte.
Die Führung der LSSP weigerte sich von Anfang an, sich der stalinistischen Kommunistischen Internationale unterzuordnen; sie blieb stets den Prinzipien treu, für die Lenin und Trotzki zu ihren Lebzeiten kämpften. Im März 1940 schloss die Partei unter dem Einfluss der Lehren Trotzkis die Stalinisten aus, die versuchten, ihre Politik einzuschmuggeln. 1942 wurde die LSSP zu einer Sektion der Vierten Internationale, die Trotzki und die Genossen der Internationalen Linken Opposition gegründet hatten.
Als im September 1939 der zweite imperialistische Weltkrieg ausbrach, definierte die Partei ihn als imperialistischen Krieg und bezog eine revolutionäre defätistische Position. Meine Genossen und ich trieben unverändert den Klassenkampf und den Kampf gegen den britischen Imperialismus voran. Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen, d. h. gewaltsamen Mitteln. Der Charakter des Kriegs ergibt sich daraus, welche Klasse ihn führt. Der heutige Krieg war und bleibt ein imperialistischer Krieg um Märkte, Rohstoffquellen und Kolonien. Der Kampf zwischen den »demokratischen« Mächten und den Achsenmächten dreht sich darum, welche der beiden Gruppen die Welt beherrschen wird. Demokratie und Faschismus sind nur zwei Seiten derselben Medaille. Der überreife und verfaulende Kapitalismus führt zum Faschismus, wenn die Arbeiterklasse den Kapitalismus nicht stürzt und ihre eigene Staatsform errichtet – die Diktatur des Proletariats.
Die Partei war nicht bereit, ihre Einschätzung des Kriegs zu verändern, als die Sowjetunion in den Krieg eintrat. Aber sie stellte sofort klar, dass der Krieg von allen beteiligten Ländern als imperialistischer Krieg geführt wird, nicht jedoch von der Sowjetunion und China. Die Sowjetunion ist ein Arbeiterstaat, wenn auch ein entarteter. Sie führt daher einen fortschrittlichen Krieg zur Verteidigung der Errungenschaften der Oktoberrevolution. Die Partei steht in diesem Krieg auf Seiten der Sowjetunion und unternimmt alles, was in ihrer Macht steht, um der Sowjetunion jede nur mögliche eigenständige Hilfe der Arbeiterklasse zukommen zu lassen. Wir treten für ihren militärischen Sieg gegen die konterrevolutionären Truppen aus Hitlers Europa ein.
Wir unterstützen den nationalen Befreiungskrieg der chinesischen Arbeiter und Bauern, die sich vom Joch des japanischen Imperialismus befreien wollen. Unsere Partei kämpft in diesem Krieg aber auch für den Sieg der kolonialen Massen und der Arbeiterklasse in England über den britischen Imperialismus.
Der Krieg hat gesellschaftliche und politische Kräfte in Gang gesetzt, die die herrschenden Klassen der kriegführenden imperialistischen Mächte niemals freisetzen wollten. In Europa wackelt der Faschismus schon, dank der Hammerschläge der Roten Armee. Aber in Großbritannien und Amerika bildet sich ein Faschismus heraus.
Das Schicksal des Mikado-Reichs ist besiegelt. Sein Kartenhaus wird in Flammen aufgehen. Aber es ist wahrscheinlich, dass die japanische Arbeiterklasse auch mit den Großgrundbesitzern und Kapitalisten im Osten abrechnen wird – und nicht die amerikanischen und britischen Streitkräfte. Noch bevor dieser Krieg vorüber ist, wird in Europa und Asien der Bürgerkrieg toben. Die Sowjetunion wird in den nächsten Jahren entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der Welt haben.
Revolutionen stehen auf der Tagesordnung. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass die europäische Arbeiterklasse aus ihren Erfahrungen seit der Oktoberrevolution 1917 nichts gelernt hat. Wenn der Faschismus kurz vor dem Ende steht, werden in Europa Arbeiterrevolutionen ausbrechen. Der Sturz des japanischen Imperialismus wird die koloniale Revolution mit sich bringen. Lenin hat unsere Epoche als die Epoche von Kriegen und Revolutionen charakterisiert.
Im April 1942 floh ich aus dem Gefängnis, um einer winzigen Gruppe von Anhängern der Vierten Internationale in Indien dabei zu helfen, eine Arbeiterpartei aufzubauen, fähig, die Krisen auszunutzen, welche jetzt in rascher Folge die indische Gesellschaft erschüttern. Meine Genossen und ich legten unsere Flucht auf einen Zeitpunkt, als Indien in einer der schwersten Krisen seiner Geschichte steckte. Wir sind stolz darauf, dass wir in der Bewegung, die im August 1942 in Indien begann, eine wenn auch kleine Rolle spielen konnten.
Am 15. Juli 1943 wurden wir verhaftet. Nach fünf langen Monaten in den Gefängnissen des britischen Imperialismus in Indien sitzen wir jetzt wieder in den Verliesen des britischen Imperialismus in Ceylon. Aber die Zeit arbeitet für uns. Der Imperialismus wird untergehen. Der Arbeiterklasse gehört die Zukunft. Die Arbeiterklasse in Ceylon wird unter der Führung der Sama Samaja Party in den kommenden Jahren ihren Teil dazu beitragen.[8]
Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass diese Erklärung von Gunawardena und Perera Einfluss auf die politische Ausbildung zweier jugendlicher Brüder in Kandy hatte und sie inspirierte, mit ihrer bürgerlichen Herkunft zu brechen und ihr Leben als Trotzkisten dem Kampf für die sozialistische Revolution zu widmen – Michael und Anthony Van Der Poorten. Aber Banda – unter diesem Namen war Michael Van Der Poorten vier Jahrzehnte lang in der trotzkistischen Bewegung – erwähnt mit keiner Silbe dieses ruhmreiche Kapitel aus der Entwicklung der Vierten Internationale während des Zweiten Weltkriegs. In seinem Versuch, die Vierte Internationale zu zerstören, muss er die besten Seiten von sich selbst abtöten.
Die Kapitulation der LSSP nach 1953 setzt die großen Erfolge, die sie in ihren Anfangsjahren errang, ebenso wenig außer Kraft, wie Bandas Degeneration die Bedeutung seiner früheren Beiträge aufhebt. Im Gegenteil, der Vergleich mit den vielversprechenden frühen Jahren lässt erst das historische Ausmaß des Verrats in seinem vollen Umfang hervortreten.
National Education Department Socialist Workers Party, Towards a History of the Fourth International, Juni 1973, Teil 2, S. 31.
Ebd., S. 31.
Ebd., S. 32.
Ebd., S. 32.
The Militant, 6. Mai 1944.
The Militant, 8. Juli 1944.
The Militant, 9. September 1944.
The Militant, 14. Oktober 1944.