Mit der widerwärtigen Sammlung von Lügen und Verdrehungen unter dem Titel »27 Gründe, weshalb das Internationale Komitee sofort begraben werden muss« verfolgt Banda vor allem ein Ziel: die Diskreditierung und Zerstörung der trotzkistischen Bewegung. Sie ist das Machwerk eines Renegaten, dessen politische Entwicklung die lange Degeneration der Workers Revolutionary Party verkörpert: von einer Organisation, die einst die Prinzipien des Trotzkismus verteidigte, zu einem rechten Anhängsel der britischen Sozialdemokratie und Apologeten des Stalinismus und bürgerlichen Nationalismus. Besonders nach der Umwandlung der Socialist Labour League in die Workers Revolutionary Party entfernte sich die britische Sektion des Internationalen Komitees systematisch von der prinzipientreuen trotzkistischen Linie, die sie im Kampf gegen die Wiedervereinigung der SWP mit den Pablisten verteidigt hatte. Eine eingehende Analyse dieses Prozesses bietet die Erklärung des Internationalen Komitees vom 9. Juni 1986: »Wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat, 1973–1985«.
Banda stellt sich gegen die Position, dass es der Verrat der WRP am Kampf für den Trotzkismus war, der ihre Degeneration ausmachte. Im Gegenteil, er behauptet, die Degeneration der WRP sei das unvermeidliche Ergebnis ihrer Bindung an den Trotzkismus, d. h. an das Internationale Komitee. Deswegen reagierte Banda auf die Krise in der WRP mit dem Aufruf, das IKVI zu begraben.
Folgende Behauptung ist Bandas lügenhafteste, aber trotzdem politisch aufschlussreichste:
North und seine Speichellecker verstehen gar nichts über die Degeneration der WRP, wenn sie deren Ursache darin suchen, dass die Theorie der permanenten Revolution aufgegeben wurde. Tatsache ist, wie ich mit zahllosen Hinweisen und konkreten Belegen gezeigt habe, dass die SLL-WRP und das IK sich von Anfang an nicht auf diese Theorie begründet haben. In der Praxis haben sie sie zurückgewiesen.
Dies war übrigens auch der Fall in Indochina, wo das IK jahrelang für die Parole »Lang lebe die vietnamesische Revolution – Nieder mit der NLF!« eingetreten war. Ich habe persönlich in der Workers League gegen Wohlforth eingegriffen und in einem bitteren Kampf gegen Healy und Lambert die Linie zu »Sieg für die NLF!« geändert. (Betonung im Original)
Als Erstes wollen wir mit der gehässigen Lüge über die Linie des IKVI und der Workers League zur vietnamesischen Revolution aufräumen. Weder die Workers League noch das IKVI haben jemals die Parole »Nieder mit der NLF!« vertreten. Das ist einfach eine weitere bösartige Unterstellung.
Banda behauptet, er habe über Jahre hinweg darum gekämpft, dass Healy und Wohlforth nicht mehr »Nieder mit der NLF!« schrien. Leider lässt uns Banda nicht wissen, in welchen Jahren er diesen Kampf führte. Dieses Versäumnis hat seinen guten Grund, denn man muss sich nur den Verlauf des Kriegs vor Augen führen, um Bandas Lüge zu entlarven.
Der sogenannte Zwischenfall im Golf von Tonkin, den Präsident Lyndon B. Johnson herbeiführte, um einen Vorwand für die Bombardierung Nordvietnams zu schaffen, ereignete sich im August 1964. Im Februar 1965, nach dem Mörserbeschuss des US-Luftwaffenstützpunkts in Pleiku, wurde die systematische Bombardierung Nordvietnams angeordnet. Im März 1965 wurde beschlossen, den Einsatz von US-Bodentruppen in Vietnam deutlich auszuweiten, und Ende Juli 1965 gab die Johnson-Administration ihren Beschluss bekannt, durch die Masseneinberufung von amerikanischen Soldaten die NLF militärisch zu schlagen.
Am 22. Februar 1965 erschien im »Bulletin of International Socialism« eine Erklärung des Amerikanischen Komitees für die Vierte Internationale (ACFI), des Vorläufers der Workers League. Darin hieß es: »Der Kampf der Nationalen Befreiungsfront muss auf jede erdenkliche Weise unterstützt werden. Den Kern dieser Verteidigung und die Voraussetzung für den endgültigen Sieg bildet der lange Kampf, die Arbeiterklasse in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern, besonders in den USA, an die Macht zu bringen.«
Im »Newsletter« vom 10. Juli 1965 erschien eine Erklärung mit dem Titel »Besiegt den Imperialismus in Vietnam!«, in der das Zentralkomitee der Socialist Labour League erklärte: »Jeder Sozialist muss die Erfolge der nationalen Befreiungskämpfer in Südvietnam begrüßen. Ein Sieg dieser heroischen Arbeiter und Bauern über den US-Imperialismus und seine Marionetten wird ein gewaltiger Schlag gegen die Feinde der Arbeiterbewegung auf der ganzen Welt sein.«
Im »Newsletter« vom 24. Juli 1965 wurde unmissverständlich erklärt:
Marxistische Parteien unterstützen bedingungslos alle Befreiungsbewegungen im Kampf gegen den Imperialismus.
Im Falle Vietnams müssen die Arbeiter in jedem Land mobil machen, um die imperialistischen Kräfte zu schwächen und den Sieg des Vietcongs zu beschleunigen.
Die Kampagne für die bedingungslose Klassenunterstützung der vietnamesischen Revolution, gegen alle Opportunisten, Stalinisten und Revisionisten ist die erste Voraussetzung für den Aufbau von Parteien der Vierten Internationale in jedem Land.
Die Trotzkisten sind die schärfsten Kritiker der Führungen dieser nationalen Bewegungen, denn wir sind die loyalsten Verteidiger der anti-imperialistischen Revolution.
Es besteht heute die Gefahr, dass der erfolgreiche Krieg des Vietcongs isoliert und untergraben wird und fremde Hände die Früchte des Siegs ernten.
Die amerikanischen Trotzkisten forderten also schon mehr als anderthalb Jahre vor der Gründung der Workers League den Sieg der NLF. Die Socialist Labour League forderte seit den ersten Tagen des Kriegs gegen den US-Imperialismus den Sieg der NLF. Es gibt absolut keine faktischen Belege, mit denen Banda seine Beschuldigung gegen das IKVI und die Workers League untermauern könnte.
Was Bandas Versuch betrifft, die Feststellung des IKVI zu bestreiten, dass die Degeneration der WRP mit dem Abrücken von der Theorie der permanenten Revolution verbunden war, so ist die beste Antwort darauf eine Untersuchung der politischen Formen, in denen sich das Abdriften der britischen Sektion von den Prinzipien ausdrückte, die sie Anfang der sechziger Jahre verteidigt hatte. Dabei muss berücksichtigt werden, welche Rolle Banda in diesem Prozess spielte. Ab 1967 übernahm er bei dem Angriff auf die theoretischen Grundlagen des Trotzkismus und ihrer Revision die Führungsrolle. Seine jetzige Behauptung, dass »die SLL-WRP und das IK sich von Anfang an nicht« auf die Theorie der permanenten Revolution begründet hätten, ist mehr als nur eine Lüge. Es ist auch der Versuch, die Tatsache zu vertuschen, dass Bandas eigene Interpretation dieser Theorie zumindest seit Mitte der sechziger Jahre absolut nichts mehr mit Trotzkis Auffassungen zu tun hatte.
In den späten sechziger Jahren wies Banda in seinen Schriften über Vietnam, China und die revolutionären Bewegungen in den zurückgebliebenen Ländern generell zwei wesentliche Grundaussagen der Theorie der permanenten Revolution zurück: 1) dass die demokratische Revolution in den zurückgebliebenen Ländern nur durch die Diktatur des Proletariats vollendet werden kann, und 2) dass die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft ohne den weltweiten Sturz des Kapitalismus durch das internationale Proletariat nicht denkbar ist. Banda rechtfertigte in diesen Schriften die nationale Bourgeoisie und vertrat die stalinistische Zweistufentheorie der Revolution.
In Voraussicht all der verschiedenen nationalen Bewegungen und Tendenzen, deren politische Linie sich ungeachtet ihrer episodischen Differenzen mit der Sowjetbürokratie letztendlich von der stalinistischen Perspektive des »Sozialismus in einem Land« ableitet, schrieb Trotzki:
Sich das Ziel zu stecken, eine national isolierte sozialistische Gesellschaft aufzubauen, bedeutet, trotz aller vorübergehenden Erfolge, die Produktivkräfte, sogar im Vergleich zum Kapitalismus, zurückzerren zu wollen. Der Versuch, unabhängig von den geografischen, kulturellen und historischen Bedingungen der Entwicklung des Landes, das einen Teil der Weltgesamtheit darstellt, eine in sich selbst abgeschlossene Proportionalität aller Wirtschaftszweige in nationalem Rahmen zu verwirklichen, bedeutet, einer reaktionären Utopie nachzujagen. Wenn die Verkünder und Anhänger dieser Theorie trotzdem an dem internationalen revolutionären Kampfe teilnehmen (mit welchem Erfolg ist eine andere Frage), so deshalb, weil sie als hoffnungslose Eklektiker den abstrakten Internationalismus mit dem reaktionären utopischen National-Sozialismus mechanisch vermengen.[1]
Bezaubert von der militärischen Waghalsigkeit der NLF und der Radikalität der Kulturrevolution legte Banda bei seinen Bewertungen von Mao Zedongs und Hồ Chí Minhs Politik wenig Gewicht auf dieses entscheidende internationalistische Kriterium. Die Folge war, dass er das politische Ausmaß ihrer vorgeblichen Differenzen mit den wesentlichen Prämissen des Stalinismus übertrieb und gänzlich vor ihrer Politik kapitulierte. Bandas lyrische Huldigungen an den Mut der NLF-Kämpfer waren zunehmend mit einer unkritischen und apologetischen Haltung zu Politik und Geschichte der nordvietnamesischen Führung verbunden. Nach Protesten der Organisation communiste internationaliste (OCI), der damaligen französischen Sektion des IKVI, waren die Herausgeber der Zeitschrift »Fourth International« gezwungen, sich öffentlich von dem Editorial der Ausgabe vom Februar 1968 zu distanzieren, in dem Banda die NLF buchstäblich zur Wiedergeburt der Bolschewistischen Partei erklärt hatte.
In derselben Periode zeichneten sich Bandas enthusiastische Reden zur Unterstützung der Roten Garden, obwohl das Wort »kritisch« in ihnen vorkam, durch ungerechtfertigte und gefährliche Zugeständnisse an die Perspektiven hinter Maos »Kulturrevolution« aus. Im Januar 1967 feierte Banda Mao als Führer des chinesischen Proletariats im Kampf gegen die Bürokratie: »Die besten Elemente unter der Führung von Mao und Lin Piao waren gezwungen, den Rahmen der Partei zu verlassen und die Jugend und Arbeiterklasse zur Aktion aufzurufen.
Zum ersten Mal seit 1926 ist die Arbeiterklasse in China als unabhängige Kraft in Aktion getreten. Das ist die wirkliche Bedeutung der jüngsten Ereignisse in Peking, Shanghai und Nanking.«[2] (Betonung im Original)
In einer Rede, die er im selben Januar in London hielt, lieferte Banda eine Darstellung des politischen Kampfs innerhalb der chinesischen Bürokratie, die Maos Behauptungen unbesehen übernahm:
In China gibt es heute einen Kampf gegen die Schichten, die den Druck des Imperialismus auf den chinesischen Staat und die Partei repräsentieren, die die Revolution abbrechen wollen, die nicht weiter gehen wollen, die mit ihren jetzigen Löhnen und Privilegien zufrieden sind, die die Arbeiterklasse innerhalb und außerhalb Chinas verachten und der chinesischen Partei und dem chinesischen Staat ihre Linie aufzwingen wollen.
Sie sind dagegen, dass »Blumen blühen« oder theoretische Schulen wetteifern …
Die Mao-Führung kämpft mit Unterstützung der Roten Garden unter dem Banner der »Gleichheit aller« gegen diese Gruppe.
Sie kämpfen gegen Privilegien, gegen autokratische Vollmachten, für die Demokratie in China, für das Recht auf Kritik und entsprechendes Handeln, für das Recht, den Richtern, der Polizei und den Ministern zu sagen, was die Menschen wirklich über ihre Politik denken, und sie hinauszuwerfen, wenn sie sich nicht bessern.[3]
Bandas Analyse war eine bedrohliche Äußerung der Methode des pablistischen Revisionismus in der Führung der britischen Sektion des IKVI. Banda schrieb Mao dieselbe Rolle zu wie Hansen zuvor Castro: die eines unbewussten, bestenfalls halbbewussten Ersatzes für die Vierte Internationale. Während Castro zum Führer der sozialistischen Revolution in Kuba gesalbt worden war, erklärte Banda Mao mehr oder weniger zum Führer der politischen Revolution in China: »Die chinesische Kommunistische Partei (die von Mao Zedong geschaffen wurde), die chinesischen Gewerkschaften, die chinesische Jugendbewegung, all diese Organisationen sind unheilbar degeneriert. Deswegen musste Mao die Roten Garden entfesseln.«[4]
Banda muss gewusst haben, dass seine Behauptung, Mao habe die KP Chinas geschaffen, faktisch falsch war. Man kann keinen anderen Schluss ziehen, als dass er die Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas von 1921 bis 1927, also in ihren entscheidenden Entstehungsjahren, bewusst nicht zur notwendigen Grundlage für eine marxistische Untersuchung ihrer politischen Entwicklung machte. Mit der Behauptung, Mao habe die KP Chinas geschaffen, leugnete er schlicht, dass Maos Führung selbst ein Ergebnis von Stalins Verrat an der chinesischen Revolution 1925–1927 war.
In Bandas Rede gab es eine noch gefährlichere Verdrehung des Trotzkismus. Unter Hinweis auf Trotzkis prophetischen Artikel, »Der Bauernkrieg in China und das Proletariat«, sagte Banda:
Schon 1932 erklärte Trotzki in einem Brief an die chinesischen Anhänger der Linken Opposition, dass die chinesische Kommunistische Partei, sollte sie in China an die Macht kommen, sehr bald mit einem neuen Konflikt konfrontiert wäre, weil die chinesische Kommunistische Partei, da sie sich vorwiegend auf die Bauernschaft stützt, im Verlauf der demokratisch-nationalen Revolution viele Leute anziehen würde, die nicht wirkliche Kommunisten, sondern kleinbürgerliche Demokraten wären.
Er schrieb, dass früher oder später zwischen dem Arbeiterflügel der Kommunistischen Partei und dem bürokratischen und Bauernflügel der Kommunistischen Partei eine Krise aufbrechen und zu einer ergänzenden Revolution führen würde …
Die heutigen Ereignisse in China sind in vieler Hinsicht eine Erfüllung von Trotzkis Voraussagen.[5]
Damit verfälschte Banda, was Trotzki wirklich geschrieben hatte. Er zitierte den Brief von 1932 als Rechtfertigung für die kritische Unterstützung Maos als Führer einer proletarischen Tendenz und behauptete in bester pablistischer Manier, Mao verwirkliche Trotzkis politisches Testament. In Wirklichkeit war »Der Bauernkrieg in China und das Proletariat« eine vernichtende Verurteilung der gesamten politischen Linie der KP Chinas unter Maos Führung.
Trotzki stützte sich darin auf das reiche Vermächtnis des Kampfs, den die russischen Marxisten gegen die Volkstümler geführt hatten, und wandte sich nachdrücklich gegen die Auffassung, die Bauernschaft könne als hauptsächliche soziale Grundlage einer wirklich kommunistischen Partei dienen. Eine wirklich kommunistische Partei muss zuallererst und hauptsächlich die Avantgarde des städtischen Proletariats sein. Eindringlich schilderte Trotzki den sozialen Prozess, durch den »kommunistische« Revolutionäre, die getrennt vom städtischen Proletariat an der Spitze von Bauernarmeen stünden, in Führer einer Volksbewegung verwandelt würden, die dem Proletariat feindlich gegenübersteht. Trotzki erklärte, dass die grundlegenden sozialen Gegensätze zwischen Proletariat und Bauernschaft nicht einfach überbrückt werden können, indem sich die Bauernarmee »Rote Armee« nennt und von Leuten angeführt wird, die sich für Marxisten halten.
Trotzki vermerkte den Zusammenhang zwischen dem Rückzug der Stalinisten auf das Land nach 1927–1928 und ihrer vorherigen Unterordnung des Proletariats unter die nationale Bourgeoisie von 1925–1927. Unabhängig von den episodischen Erfolgen der Roten Armee hielt er den Versuch der Stalinisten, die Bauernschaft anstelle des Proletariats zur Grundlage der revolutionären sozialistischen Bewegung zu machen, niemals für berechtigt. Außerdem sprach Trotzki, im Gegensatz zu Bandas Behauptung, nicht von einem Konflikt zwischen dem »Arbeiterflügel« der KP Chinas und ihrem bürokratischen und Bauernflügel. Das war eine Erfindung Bandas, der Mao als Führer proletarischer Elemente in der KP Chinas darzustellen versuchte. In Wirklichkeit sprach Trotzki von der Gefahr, dass sich eine auf die Bauernschaft gegründete KP in einen offenen Feind des Proletariats verwandeln könnte, der die Bauernschaft gegen die von den chinesischen Trotzkisten vertretene marxistische Avantgarde aufhetzt.
Dieser Brief fällt zwar in die Zeit vor Trotzkis endgültigem Bruch mit der Dritten Internationale, den er nach der Niederlage der deutschen Arbeiterklasse 1933 vollzog, aber er ließ keinen Zweifel aufkommen, dass die Interessen des chinesischen Proletariats nur durch die Entwicklung der Fraktion der Bolschewiki-Leninisten – der Anhänger der Linken Opposition (Vorläufer der Vierten Internationale) – konsequent aufrechterhalten und verteidigt werden konnten.
Auf oberflächliche und falsche Weise trennte Banda Mao von den Folgen der Klassenlinie, die die KP Chinas während der vorangegangenen vierzig Jahre verfolgt hatte, und ignorierte all die Merkmale der Kulturrevolution, die auf Maos unmarxistische Idee eines Bauernsozialismus zurückgingen und reaktionär waren. Die Umsiedlung von Teilen des Proletariats auf das Land, die Verherrlichung des Dorfes im Gegensatz zur Stadt, die Angriffe auf Wissenschaft, Kultur und praktisch jede Form intellektueller Tätigkeit hatten mit dem Marxismus nichts gemeinsam, sondern widerspiegelten den Provinzialismus der Bauernschaft. Letzten Endes brachte die Kulturrevolution China an den Rand des völligen wirtschaftlichen Zusammenbruchs und führte direkt zu Maos abrupter Kehrtwendung und Aussöhnung mit dem amerikanischen Imperialismus im Jahr 1971.
Die grauenvollste Folge der maoistischen »Theorie« war die Politik der Roten Khmer in Kampuchea. Der Einzug der Bauernarmee in Phnom Penh 1975 führte zur Katastrophe. Wie Trotzki gewarnt hatte, betrachtete die Bauernschaft in dieser Situation die gesamte städtische Bevölkerung, einschließlich der Arbeiterklasse, als ihren Feind. Aus dieser reaktionären Haltung folgten die fürchterliche Räumung der Hauptstadt und die schweren Verluste von Menschenleben.
Das Ausmaß von Bandas Illusionen in die Führung von Mao Zedong lässt sich an seiner Behauptung ablesen: »Die Dialektik der Geschichte verwandelt die ›Kulturrevolution‹ unweigerlich in eine politische Revolution.«[6]
Um die Einheit der Führung zu wahren und die praktische Arbeit in Großbritannien voranzubringen, vermied Healy einen Zusammenstoß mit Banda über dessen pablistische Haltung zu den Problemen der chinesischen Revolution. Dies war bereits ein politischer Rückzug von den theoretischen Verantwortlichkeiten, die die britischen Trotzkisten im Verlauf ihres Kampfs gegen die SWP übernommen hatten. Darüber hinaus schwächte Healys Laisser-faire-Einstellung zu Bandas Ansichten unweigerlich die Klassenlinie der britischen Sektion. Seine unkritische Haltung gegenüber Hồ Chí Minh und Mao Zedong widerspiegelte die Ansichten breiter Schichten kleinbürgerlicher Intellektueller, deren Skeptizismus gegenüber dem revolutionären Potenzial des Proletariats einherging mit Vernarrtheit in den »Volkskrieg«, der sich auf die Bauernschaft stützt.
Diese Politromantik fand während der späten sechziger Jahre ein immer breiteres Publikum. Sie war ein Ergebnis der Radikalisierung breiter Schichten des Kleinbürgertums, das auf die wachsenden ökonomischen und politischen Krisen des Imperialismus reagierte. Healys Ausweichen vor jedem politischen Konflikt mit Banda über diese Fragen lief auf eine politische Kapitulation vor diesen kleinbürgerlichen Elementen hinaus und hatte schlimme Folgen. Das zahlenmäßige Wachstum der Socialist Labour League beruhte weitgehend auf dem Hereinströmen von Elementen aus der Mittelklasse, und die Kompromisse innerhalb der Führung bedeuteten, dass die neuen Kräfte nicht auf der Grundlage der theoretischen und politischen Lehren aus dem Kampf gegen den Pablismus ausgebildet werden konnten. Daher wurde das quantitative Wachstum der Organisation nicht von einer weiteren Entwicklung trotzkistischer Kader begleitet. Die Socialist Labour League begann, zu einer zentristischen Organisation zu werden und wiederholte damit in anderer Form und unter anderen objektiven Bedingungen den politischen Prozess, der mehrere Jahre vorher zum Verfall der Socialist Workers Party geführt hatte.
Bandas Kapitulation vor den nationalistischen Perspektiven von Mao und Hồ ging einher mit einer vollständigen Revision der trotzkistischen Position gegenüber der nationalen Bourgeoisie in einem rückständigen Land. Nachdem er das revolutionäre Potenzial des Bauernkriegs auf Kosten der proletarischen Revolution bejubelt hatte, schloss er sich der Ansicht an, die nationale Bourgeoisie eines rückständigen Landes könne im anti-imperialistischen Kampf eine progressive Rolle spielen und müsse von daher unterstützt werden. Diese Linie war die logische Fortführung der Theorie Stalins und Maos, deren opportunistische Haltung gegenüber der Bauernschaft nur ein Element dessen ist, dass sie den demokratisch-nationalen vom revolutionär-sozialistischen Kampf trennen.
Der Ausbruch des arabisch-israelischen Kriegs im Juni 1967 bot Banda einen Anlass für die ausdrückliche Zurückweisung der Theorie der permanenten Revolution. Im Gegensatz zur französischen OCI, die eine neutrale Position bezog, forderte die Socialist Labour League, die den Krieg als Konflikt zwischen einer Unterdrückernation und mehreren unterdrückten Nationen erkannte, richtigerweise die Niederlage der zionistischen Truppen. In Bandas Artikeln jedoch verwandelte sich die Verteidigung von Nationen, die vom Imperialismus unterdrückt werden, in politische Unterstützung für deren bürgerliche Regierungen. Banda wies alles zurück, was Trotzki zu dieser Frage geschrieben hatte, und vergaß alles, was die SLL noch vor wenigen Jahren selbst vertreten hatte, schrieb der arabischen Bourgeoisie eine progressive Rolle im Kampf gegen den Imperialismus zu und bestand auf der Unterordnung des Proletariats unter deren Führung.
In einem Versuch, den Trotzkismus in eine theoretische Verteidigung der Hegemonie der nationalen Bourgeoisie zu verwandeln, hieß es im »Newsletter« vom 8. Juli 1967:
Nirgendwo hat Trotzki jemals behauptet, dass die unterentwickelten Länder, da sie vor den Aufgaben der verspäteten bürgerlich-demokratischen Revolution stehen, die bürgerlich-demokratische Phase der Revolution auslassen und direkt in ihre sozialistisch-proletarische Phase stürmen müssen oder können. Eine solche Verdrehung ähnelt eher dem Dogma der unbefleckten Empfängnis als dem Marxismus.
Die rückständigen Länder der Welt bleiben rückständig, weil sie vom Imperialismus unterdrückt und ausgebeutet werden. Nirgendwo gilt dies mehr als in der arabischen Welt. Trotz der formalen politischen Unabhängigkeit verbleiben 80 Millionen Araber unter der Knute des Imperialismus. Das ist die Triebfeder der arabischen Revolution, die keine sozialistische, sondern eine bürgerlich-nationale und demokratische Revolution ist.
Diese Revolution wird – um mit Lenin zu sprechen – nur in dem Maße in die sozialistische Revolution »hinüberwachsen«, wie sie unter proletarische Führung kommt.
Aber bevor das Proletariat nach der Führung trachten kann, muss es konsequent und unzweideutig die Forderungen der nationalen Revolution unterstützen, besonders die Forderung nach Einheit und vollständiger Unabhängigkeit der arabischen Nation.
Dies nicht zu tun, weil Nasser, Aref oder selbst Hussein von Zeit zu Zeit diese Forderungen äußern, hieße die marxistische Bewegung in sektiererischer Isolation einzukerkern. (Hervorhebung hinzugefügt)
Banda wiederholte die alten Sophistereien der Stalinisten und leitete aus den unvollendeten demokratischen Aufgaben der ägyptischen Massen ab, dass die ägyptische (und arabische) Bourgeoisie eine fortschrittliche Rolle spiele. Sein abstrakter Hinweis auf die »Forderungen der nationalen Revolution« klammerte die gewaltigen Klassengegensätze in den unterdrückten arabischen Nationen (gerade in Ägypten) aus und lief auf die Forderung hinaus, das Proletariat solle sich der Bevormundung durch die Bourgeoisie im anti-imperialistischen Kampf fügen. Seine kategorische Ableugnung jeder sozialistischen (antikapitalistischen) Dynamik im anti-imperialistischen Kampf bedeutete, dass er jede unabhängige Aktion des Proletariats gegen die Bourgeoisie im Namen der »anti-imperialistischen nationalen Einheit« für unstatthaft hielt.
Es ist jedoch das Kernstück der Theorie der permanenten Revolution, dass gerade der innere Klassenkampf des Proletariats gegen die nationale Bourgeoisie die revolutionäre Triebkraft erzeugt, die notwendig ist, um die Vorherrschaft des Imperialismus über das rückständige Land zu brechen. Der anti-imperialistische Kampf kann niemals siegen, bevor das Proletariat nicht durch einen erbitterten Klassenkampf seine völlige Unabhängigkeit von der nationalen Bourgeoisie errichtet hat und hinter sich die Millionen unterdrückter Bauern mobilisiert.
Bandas Hymne auf Nasser als Symbol der arabischen Einheit in den »27 Gründen« ist nur ein aktueller Beweis, dass seine eigene politische Entwicklung die eines linken bürgerlichen Nationalisten war. In diesem Sinne entspricht Banda-Van Der Poortens Biografie derjenigen vieler bürgerlicher Jugendlicher seiner Generation aus den kolonialen Ländern. Zunächst trieb sie ihr Abscheu gegenüber der Kraftlosigkeit der nationalen Bourgeoisie in den rückständigen Ländern zur Arbeiterklasse und zum Marxismus. Aber ihre Bindung an das Proletariat war brüchig und riss, sobald sich der Imperialismus zu einer Übereinkunft mit der nationalen Bourgeoisie bereitfand. Sie interpretierten diese Zugeständnisse als Beweis, dass die nationale Bourgeoisie doch eine fortschrittliche Rolle spiele, und nicht als berechnete Rückzüge des Imperialismus mit dem Ziel, seine vollständige Enteignung durch das revolutionäre Proletariat zu verhindern. Es ist ironisch, dass Banda denselben politischen Illusionen und demselben Klassendruck erlag wie die revolutionären Führer, die er in seiner Jugend bewundert hatte. In seinem Heimatland Sri Lanka hatte das Zugeständnis der Unabhängigkeit von 1947 am Beginn des Bruchs der LSSP mit dem Trotzkismus gestanden, der mit ihrer Verwandlung in eine reformistische Stütze der einheimischen bürgerlichen Macht endete.
Betrachtet man Bandas Entwicklung insgesamt, so stellt sich heraus, dass sein »Trotzkismus« nur der dünne Lack über kleinbürgerlichem Radikalismus war, der weit hinter einer wirklich proletarischen Weltanschauung zurückblieb. Er begriff niemals das Wesen der Theorie der permanenten Revolution: dass die nationale Befreiung der Massen in einem rückständigen Land nur unter der Führung des Proletariats und seiner marxistischen Partei möglich ist. Während sich der Trotzkist zur Lösung der grundlegenden Probleme der gesellschaftlichen Entwicklung immer der Arbeiterklasse zuwendet und seine wichtigste Aufgabe zu jeder Zeit darin sieht, eine Führung in dieser Klasse aufzubauen, genügte häufig der kurzlebige Radikalismus verschiedener »linker« bürgerlicher Nationalisten – besonders, wenn sie den bewaffneten Kampf aufnahmen –, um Banda von dem proletarischen Standpunkt des Internationalen Komitees abzubringen. Je mutloser Banda dem langwierigen Kampf für revolutionäres Bewusstsein in der europäischen und nordamerikanischen Arbeiterklasse begegnete, desto empfänglicher wurde er für die spektakuläre Entwicklung der nationalen Bewegungen in den zurückgebliebenen Ländern.
Noch einen weiteren Aspekt hatte Bandas Zurückweisung der revolutionären Rolle des Proletariats. Er unterstützte das »Recht« der Bourgeoisie in den zurückgebliebenen Ländern, die Staatsgrenzen zu verteidigen. Während er heute die Frechheit besitzt zu behaupten, das IKVI habe niemals die Theorie der permanenten Revolution akzeptiert, wurde in Wirklichkeit seine eigene opportunistische Anpassung an die indische Bourgeoisie während des indo-pakistanischen Kriegs 1971 von der sri-lankischen Sektion des Internationalen Komitees, der Revolutionary Communist League, frontal angegriffen.
Diese Auseinandersetzung ist von enormer Bedeutung. Sie widerlegt nicht nur Bandas lügenhafte Behauptung, das IKVI habe niemals die Theorie der permanenten Revolution vertreten, sondern wirft auch ein Licht auf den grundlegenden Widerspruch in der Beziehung der SLL-WRP zum Internationalen Komitee. Der Kampf der Socialist Labour League gegen den Pablismus hatte die Unterstützung von Trotzkisten in aller Welt gewonnen. Die Dokumente, die Slaughter 1961–1964 zur Verteidigung der Theorie der permanenten Revolution verfasste, hatten die theoretische Grundlage für die Ausbildung einer neuen Generation von Revolutionären gelegt. Die Gründung der Workers League in den USA und der Revolutionary Communist League in Sri Lanka war das direkte Resultat des Kampfs gegen den Pablismus, und ihre Kader wurden aufgrund der theoretischen Lehren aus diesem Kampf ausgebildet. Hier lag die politische Quelle des inneren Konflikts im IKVI. Während Banda das IKVI als abstrakte Einheit aller Sektionen darzustellen beliebt, war es in Wirklichkeit so, dass die Rechtswende der Führung von Healy, Banda und Slaughter die scharfen Differenzen, die innerhalb des Internationalen Komitees bestanden, ans Tageslicht brachte.
Im März 1971 marschierte die pakistanische Armee in Ostpakistan ein und begann einen Völkermord, um mit allen Mitteln die Schaffung eines unabhängigen Staats Bangladesch zu verhindern. Im Herbst desselben Jahres hatte der bengalische Widerstand, geführt von der radikalen Mukti Bahini, die pakistanische Armee drastisch geschwächt. Die Regierung von Indira Gandhi sah den baldigen Zusammenbruch der pakistanischen Armee kommen, fürchtete die Gründung eines bengalischen Staats unter radikaler Führung und beschloss, selbst Truppen nach Ostpakistan zu schicken.
Die Intervention der indischen Armee wurde von Banda enthusiastisch begrüßt. Ohne jede Diskussion im Internationalen Komitee schrieb Banda eine Erklärung, die die indische Bourgeoisie unterstützte und im Namen des IKVI veröffentlicht wurde. Darin hieß es: »Wir unterstützen kritisch die Entscheidung der bürgerlichen indischen Regierung, Bangladesch militärische und wirtschaftliche Hilfe zu geben. Wir verurteilen den Versuch des US-Imperialismus, den Konflikt durch eine UNO-Intervention zu beenden, und seine Drohung, die Wirtschaftshilfe an Indien einzustellen.«[7]
Während Banda formal den »reaktionären Charakter der indischen Bourgeoisie« anerkannte, bestand er darauf, dass Gandhi das Recht hätte, in Bangladesch zu intervenieren, und erwähnte die unabhängigen Aufgaben des indischen Proletariats mit keiner Silbe.
Die Stellungnahme der Revolutionary Communist League (RCL), der sri-lankischen Sektion des IKVI, stand in diametralem Gegensatz zu derjenigen, die Banda mit Zustimmung von Healy und Slaughter vorgelegt hatte. Die RCL rief das Proletariat von Indien und Pakistan auf, sich den militärischen Aktionen seiner eigenen herrschenden Klasse entgegenzustellen:
Gerade weil die Trotzkisten bedingungslos und eindeutig den Kampf für Bangladesch unterstützen, sind sie für den Sieg der bewaffneten Streitkräfte der Mukti Bahini über die pakistanische Armee. Wir erklären, dass es die Aufgabe des Proletariats in Pakistan ist, sein Schicksal mit dem des Kampfs für Bangladesch zu verbinden und für die Niederlage »seiner eigenen« Armee zu kämpfen. Das pakistanische Proletariat sollte in der besten Tradition des proletarischen Internationalismus die leninistische Position des revolutionären Defätismus einnehmen, weil der Krieg der pakistanischen herrschenden Klasse ein Krieg für nationale Unterdrückung im Interesse des imperialistischen Status quo ist.
Gleichzeitig grenzen wir uns klar und scharf von all denen ab, die die annektionistischen und konterrevolutionären Ziele des Kriegs der Inder im Osten wie im Westen abdecken, die hinter ihrer scheinbaren Unterstützung für die Bewegung in Bangladesch stehen. Wir rufen das indische Proletariat auf, die Behauptung der indischen Bourgeoisie, der Befreier Ostbengalens zu sein, zurückzuweisen. Die Trotzkisten erklären, dass die bewaffnete Intervention Indiens in Ostbengalen nur einen einzigen Zweck hatte: zu verhindern, dass der Kampf für Bangladesch sich zu einem Kampf für die Vereinigung ganz Bengalens auf revolutionärer Grundlage entwickelt. Die bewaffnete Intervention Indiens hatte das Ziel, den revolutionären bengalischen Befreiungskampf zu zerschlagen, den Aufstand der Massen in Bengalen zu unterdrücken und ein Marionettenregime zu errichten, das sich betrügerischerweise als Regierung von Bangladesch ausgibt und die Massenbewegung im Interesse der Bourgeoisie und des Imperialismus begrenzt und unter Kontrolle hält. Folglich rufen wir auch das indische Proletariat auf, gegenüber dem konterrevolutionären Krieg der indischen Bourgeoisie eine Position des revolutionären Defätismus einzunehmen, den Kampf der Mukti Bahini dagegen mit allen Mitteln zu unterstützen.[8]
Der Sekretär der RCL, Keerthi Balasuriya, schrieb Cliff Slaughter am 16. Dezember 1971 einen Brief, in dem er gegen die Linie protestierte, die die britische Sektion im Namen des Internationalen Komitees vertrat:
Indiens Krieg gegen Pakistan ist kein Befreiungskrieg. Das Ziel dieser Intervention besteht darin, in Indien selbst eine Diktatur zu errichten, die gut gerüstet ist, die nationalen Kämpfe und die Kämpfe der Arbeiterklasse zu unterdrücken. Während Indira Gandhi ein Geschrei über die Unterdrückung unter Khan erhebt, hat sie selbst alle demokratischen Rechte der indischen Arbeiterklasse und der unterdrückten Massen durch Notstandsgesetze unterdrückt und versucht, Kaschmir und Ostbengalen für Indien zu annektieren.
Es ist nicht möglich, den nationalen Befreiungskampf des bengalischen Volkes und die freiwillige Vereinigung Indiens auf sozialistischer Grundlage zu unterstützen, ohne sich gegen den indisch-pakistanischen Krieg zu wenden. Ohne Opposition gegen den Krieg aus dem Innern Indiens und Pakistans ist es völlig absurd, über ein vereintes sozialistisches Indien zu sprechen, welches allein in der Lage ist, das Selbstbestimmungsrecht der zahlreichen Nationen des indischen Subkontinents zu sichern.
Ohne eine prinzipielle Haltung zu dem Krieg zwischen Pakistan und Indien einzunehmen, unterstützt die IK-Erklärung kritisch »bestimmte Entscheidungen« der indischen Regierung. Diese Position kann weder in Indien noch irgendwo sonst unterstützt werden. Sollte die indische Arbeiterklasse diesen Krieg unterstützen oder nicht? Wie kann in Indien eine Sektion des IK aufgebaut werden, ohne diese Frage zu beantworten? Gegen den Krieg Indira Gandhis einzutreten, bedeutet, die indische Arbeiterklasse unabhängig zu mobilisieren, um die Gandhi-Regierung zu stürzen und sie durch eine Arbeiter- und Bauernregierung zu ersetzen. Nur mit dieser revolutionär-defätistischen Linie können die Revolutionäre für die Freiheit Bengalens und die sozialistische Vereinigung Indiens kämpfen.[9]
Die revolutionäre Position der RCL versetzte Banda in Wut. In einem Brief an Balasuriya vom 27. Januar 1972 rechtfertigte er die Linie der SLL mit einer Position, die auf eine unterwürfige Verteidigung der Klasseninteressen der indischen Bourgeoisie hinauslief. Banda berief sich auf einen Artikel des amerikanischen bürgerlichen Sensationsjournalisten Jack Anderson und erklärte, Gandhis Intervention sei gerechtfertigt, weil »der jetzt schon eingeschränkte Binnenmarkt der indischen Bourgeoisie« geschützt werden müsse – als ob die Politik des Proletariats den hoffnungslosen Versuchen einer Bourgeoisie in einem rückständigen Land untergeordnet sei, ihre schwächliche kapitalistische Wirtschaft gegen den Druck des Imperialismus zu verteidigen.
Noch bemerkenswerter war Bandas Behauptung, der Krieg zwischen Indien und Pakistan habe die politische Situation »dramatisch« verändert: »Der Gegensatz zwischen der indischen Arbeiterklasse und den indischen Kapitalisten hörte nicht auf. Nein, aber er wurde von dem Konflikt zwischen der indischen Nation und dem Imperialismus, repräsentiert durch Pakistan, überlagert.«[10] (Betonung im Original)
Mit diesen Zeilen wies Banda den Marxismus vollständig zurück. Zu behaupten, ein Krieg zwischen einer Unterdrückernation und einer unterdrückten Nation (worum es in dem indo-pakistanischen Krieg 1971 sowieso nicht ging) hebe den Klassenkampf im unterdrückten Land auf, bedeutet, die Linie des Menschewismus und Stalinismus zu vertreten. Wenn man Bandas Position bis zu ihrer logischen Schlussfolgerung führte, dann war sie ein Argument dafür, den Klassenkampf zu unterbrechen und ein Volksfrontbündnis zwischen der Arbeiterklasse und der nationalen Bourgeoisie zu bilden. Bandas Linie entsprach der Politik derjenigen, die Trotzki 1927 als »erbärmliche Philister und Verleumder« verurteilte, weil sie glaubten, dass man die nationale Befreiung erreichen könne, »indem man den Klassenkampf befriedet, die Streiks und die Bauernaufstände behindert, auf die Bewaffnung der Massen verzichtet und dergleichen mehr«.[11]
Diese politischen Dokumente zeigen zweierlei: erstens, dass innerhalb des IKVI diejenigen, die sich auf das Vermächtnis des Kampfs gegen den pablistischen Revisionismus stützten, die Theorie der permanenten Revolution verteidigten, während sie von der Führung der Workers Revolutionary Party fallengelassen wurde, und zweitens, dass Mike Banda der Vorreiter der Theorie von der revolutionären Rolle der nationalen Bourgeoisie war, die Mitte der siebziger Jahre zu Healys völlig prinzipienlosen Söldnerbeziehungen zur arabischen Bourgeoisie führte. Die Tatsache, dass niemand in der WRP gegen Healys Aktivitäten im Nahen Osten aufstand, ist darauf zurückzuführen, dass Banda bereits eine theoretische Rechtfertigung für zügellosen Opportunismus geschaffen hatte. Wenn Banda Anfang November 1985 erklärte, seine Spaltung mit Healy gründe sich nicht auf programmatische Differenzen, sagte er also ausnahmsweise einmal die Wahrheit.
In Wirklichkeit waren Healys Operationen im Nahen Osten nicht schlimmer als Bandas Positionen. Im Jahr 1978, als Healy die Ermordung von Mitgliedern der irakischen Kommunistischen Partei durch das Baath-Regime rechtfertigte, attackierte Banda die australische Sektion des IKVI, die Socialist Labour League, weil sie das Recht Osttimors auf Selbstbestimmung verteidigt hatte. Banda erklärte, die Invasion Osttimors durch die Armeen des indonesischen Diktators General Suharto, die zur Abschlachtung Tausender Arbeiter und Bauern führte, sei gerechtfertigt, denn sie diene der Aufrechterhaltung der Einheit Indonesiens! Dieser sogenannte Experte für die Theorie der permanenten Revolution war zu einem reaktionären Nationalisten degeneriert, dessen politische Hauptsorge der Verteidigung bürgerlicher Staatsgrenzen galt.
Die Tatsache, dass so ein Mann in der Workers Revolutionary Party den Posten des Generalsekretärs bekleidete, ist ein Zeugnis für das Ausmaß der politischen Fäulnis dieser Organisation.
Leo Trotzki, Die permanente Revolution. Ergebnisse und Perspektiven, Essen 2016, S. 113.
Newsletter, 21. Januar 1967.
Newsletter, 28. Januar 1967.
Ebd.
Ebd.
Newsletter, 15. April 1967.
Workers Press, 6. Dezember 1971.
Erklärung der Revolutionary Communist League, in: Vierte Internationale, Jg. 14, Nr. 1, Frühjahr 1987, S. 47–48.
Ebd., S. 51.
Ebd., S. 58.
Leo Trotzki, »Die chinesische Revolution und die Thesen des Genossen Stalin«, in: Über China 1924–1928, Bd. 2.1, Hamburg 1990, S. 179.